Heileurythmie: Bericht 2

2004, ich studierte gerade Journalistik, wurde ich in die Psychiatrie eingeliefert. Die Diagnose: manisch-depressive Erkrankung – für mich ein Schlag.

Die nächsten fünf Jahre war ich fast jedes Jahr mehrere Monate mit Manien stationär, Depressionen durchlebte ich in zwei Wintern, ebenfalls über mehrere quälende und unendlich erscheinende Monate hinweg. Eine Gesprächstherapie konnte mich etwas stabilisieren, trotzdem fühlte ich mich isoliert, haderte mit der Krankheit und empfand, dass ich mich im Kreis drehte. Die Ärzte rieten mir zu einem „stressärmeren Beruf“ als dem der Journalistin. Ich kam mir hilflos vor, brach mein Studium ab und machte eine Ausbildung zur Logopädin. Sicher ein toller Beruf, allein, als praktizierende Logopädin fühlte ich mich stets wie im falschen Film, war angespannt, glaubte, meinen Patienten nicht gerecht werden zu können. Ich drehte mich weiter in Negativspiralen, bis mein Arbeitgeber mir kündigte und ich mir klarmachte, dass ich nicht nur so nicht weitermachen wollte, sondern dass auch mir mehr zusteht im Leben als ein Platz neben dem Schirmständer. Ich träumte davon zum Journalismus zurückzukehren.

Hier kam nun Michaela Trefzer ins Spiel: Denn ich wollte den großen Sprung zwar wagen, verharrte aber mittendrin in Angststarre. Meine Mutter kennt und schätzt Frau Trefzer und empfahl sie mir daher. Von Anfang an mit dem Gefühl, hier gut aufgehoben zu sein, begann ich mit Frau Trefzer zu arbeiten.

Sich mit Erfolg wünschen, wo die gemeinsame Arbeit hinführen soll, Frau Trefzers aufmerksames Auge für Veränderungen, immer wieder neu den eigenen Stand-Punkt ausloten, perspektivisch nach vorn statt rückwärts ausgerichtet sein, das sind von mir erlebte Grundpfeiler der Heileurythmie mit Frau Trefzer.

Mein erklärtes Ziel dabei: Ich hatte während der Jahre meiner Krankheit die beiden Pole „manisch“ und „depressiv“ gut kennen und erleiden gelernt und wollte mir daher ein Gefühl für die gesunde eigene Mitte (wieder-)erarbeiten. Das gelingt mir zunehmens. Meine lähmende Versagensangst ist kleinlaut geworden Die eurythmischen Übungen eröffnen mir ein tiefes Gefühl der Ruhe und (Selbst-) Zufriedenheit. Täglich werfe ich Selbst und Welt in die Waagschale und erarbeite mir ein Gleichgewicht zwischen Innen und Außen. Zum Beispiel gehe ich täglich als Teil einer heileurythmischen Übung vier Schritte nach vorn: Jeder Schritt bedeutet die bewusste Entscheidung zum Vorwärtsgehen, die Inanspruchnahme von Raum, bedeutet Schwebe und neue Bodenhaftung.

Das Fazit, das ich nach 18 Stunden heileurythmischer Arbeit für mich ziehen kann: Ich fühle mich wie ein Mensch, dem man die Fähigkeit von innen heraus zu leuchten wiedergegeben hat.

anonym, 2011